Kreative Deutschland beim ersten German Creative Economy Summit in Hamburg

Mit dem German Creative Economy Summit (GCES) hat am 6. und 7. März 2024 in Hamburg erstmals ein bundesweiter Kongress für die Kreativwirtschaft stattgefunden. Kreative Deutschland e.V. stellte den Bundesverband vor und organisierte zwei Programmbeiträge: das Diskussionspanel „Seid Ihr sicher?! Faire Honorare und Soziale Absicherung in der Kreativbranche“ und den Workshop „Rural New Work: Fluides Arbeiten zwischen Stadt & Land“.

Rund 850 Vertreter:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik haben an zwei Tagen branchenübergreifende Zukunftsthemen wie künstliche Intelligenz, Kreislaufwirtschaft, urbane Transformation oder innovative Geschäftsmodelle diskutiert und verhandelt. Mit rund 90 Einzelveranstaltungen – darunter Panel-Diskussionen und Keynotes, Workshops und Interviews – auf acht Bühnen und rund 170 Speaker:innen hat sich die Kulturfabrik Kampnagel in Hamburg in einen pulsierenden Diskursraum und Treffpunkt der deutschen Kreativwirtschaft verwandelt.

Diskussionspanel „Seid Ihr sicher?! Faire Honorare und Soziale Absicherung in der Kreativbranche“

Noch immer sind viele selbstständige Kunst- und Kreativschaffende von prekären Arbeitsbedingungen betroffen. Niedrige Honorare und Altersarmut sind weit verbreitet. Das muss sich ändern! Eine breite Initiative von Kreativverbänden ist im Dialog mit der Bundespolitik und Gewerkschaften, um durch verbindliche Honorarrichtlinien und passenden Sozialversicherungssysteme die Rahmenbedingungen kreativer Wertschöpfung zu verbessern. Der Bundesverband Freie Darstellende Künste e.V. untersucht in Kooperation mit der Prognos AG im Auftrag der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz die wirtschaftliche und soziale Lage von Solo-Selbstständigen und Hybriderwerbstätigen in der KKW. Mit dem Freischreiber e.V. und dem Bundesverband Kreative Deutschland e.V. wurden beim GCES in Hamburg Lösungsvorschläge vorgestellt und diskutiert.

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Bianca Creutz, Teamleiterin Kultur- und Kreativwirtschaft bei der Prognos AG, brachte es auf den Punkt: „Wenn man ein volatiles Einkommen hat, kann man einfach zu wenig zurücklegen für die Rente.“ Im Jahr 2022 waren 31% aller Soloselbstständigen in Deutschland in Kultur- und Kreativberufen tätig – rund eine halbe Million Menschen. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass viele der Soloselbstständigen in der Kreativwirtschaft unter schwierigen Arbeitsbedingungen leben, wenig fürs Alter vorsorgen und in Krisen schnell ans Existenzminium kommen, da sie Erspartes aufbrauchen müssen.

Helge Meyer, Geschäftsführer des Bundesverbandes Freie Darstellende Künste e.V., sah aktuell „eine Riesenwelle von Altersarmut“ auf unsere Gesellschaft zukommen. Die Studie „Systemcheck“ schlägt die Einrichtung eines Härtefallfonds vor, langfristig hilft aber nur: „Einkommen hoch und Durchversichern für die Altersvorsorge“. Lisbeth Schröder vom Freischreiber e.V. – Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten – verwies auf den verhängnisvollen Trend, dass prekäre Honorare im freien Journalismus zunehmend zur immer stärkeren Verzahnung von PR und Journalismus führen: „eine Gefahr für die Demokratie, da die unabhängige Berichterstattung nicht mehr gewährleistet ist“.

Andre Batz, Vorstandsmitglied von Kreative Deutschland, ergänzte: „Kunst und Kultur sind Staatsauftrag. Dann muss der Staat, die öffentliche Hand, dafür sorgen, dass sie Menschen, die den Auftrag umsetzen, fair bezahlt werden, dass sie nicht im Alter arm sind und nicht prekär leben.“

Die Durchsetzung von Honorarmindeststandards für Soloselbstständige steht im Koalitionsvertrag. Bund und Länder führen bei Förderprogrammen verpflichtend spartenbezogene Honoraruntergrenzen ein. Hierin liegt aber auch eine Falle: „Wenn wir Honoraruntergrenzen verhandeln, haben wir schon verloren“, argumentierte Corinna Hesse von Kreative Deutschland. „Wir reden über hochqualifizierte Menschen und hochwertige geleistete Arbeit. Das muss angemessen bezahlt werden“. Die Untergrenze normalisiert das Prekariat: „Endstation“ – meinte auch Helge Meyer. Der Kommunikationsdesigner Rainer Klute appellierte eindrücklich: „Bildet Banden! Alle, die noch nicht im Berufsverband sind, müssen dort Mitglied werden, weil wir nur so Kraft entfalten, um Lobbyarbeit für unsere Gewerke zu machen.“

„Rural New Work“: Fluides Arbeiten zwischen Stadt & Land

Viele Kreativschaffenden arbeiten zeit- und ortsunabhängig und suchen nach naturverbundenen und nachhaltigen Lebensweisen. Arbeit und Freizeit, Stadt und Land verschmelzen immer mehr. Das Land lockt mit günstigem Raumwohlstand in Ruhe & Natur, um kreative Ideen und Projekte reifen zu lassen. Kooperationen zwischen Stadt und Land bieten erweiterte Marktchancen, Experimentierfelder und vielfältige Zielgruppen. Im interaktiven Workshop stellte Corinna Hesse von Kreative Deutschland beim GCES in Hamburg inspirierende kollaborative Arbeitsräume auf dem Land vor, mit Anni Kraus und Kari Wolf von Wir bauen Zukunft eG in Nieklitz (Mecklenburg-Vorpommern), Jule Lietzau vom TorfHub Kastorf (Schleswig-Holstein) und Annika Heinrichs von Ein Ding der Möglichkeit eG aus Salderatzen (Niedersachsen).